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VHF-Empfänger E-628
VHF - Empfangsanlage Autophon E-628; hergestellt von Autophon AG, Solothurn.
Parallel zum Kurzwellen- / Allwellenempfänger E-627 entwickelte Autophon in der Mitte der Fünfzigerjahre einen VHF-Empfänger, welche auch den Flugfunkbereich abdecken konnte. Das Gerät wurde zu Überwachungszwecken und von den Flieger- / Flabtruppen eingesetzt, unter der Bezeichnung E-77 wurde es zu Überwachungszwecken von den PTT eingesetzt und auch an zivile Flugüberwachungsstellen u.a. in Südamerika und Finnland exportiert.
Technische Daten
- Frequenzbereich: 20 - 180 MHz in sechs Bereichen (20 - 29 MHz / 29 - 42 MHz / 42 - 61 MHz / 61 - 85 MHz / 85 - 122 MHz / 122 - 180 MHz)
- Frequenzanzeige: Analogskala, Trommeltuner
- Frequenzspeicher: keine
Stromversorgung
- Netzbetrieb: 110, 125, 145, 220 und 250 V
- Akku / Batteriebetrieb: 6 resp. 12 V mit Zerhackerspeisegerät Z-627; für die unterschiedlichen Akkuspannungen können die beiden Röhrenheizkreise parallel oder in Serie geschaltet werden.
Dimensionen
- 510 x 275 x 260 mm, 20 kg
Zubehör
Bedienung
Der E-628 verfügt über ein olivgraues Metallgehäuse, ein abnehmbarer Frontdeckel deckt zum Transport sämtliche Bedienungselemente ab, beim Betrieb kann der Deckel mit Schnappverschlüssen an der Geräterückwand angebracht werden. Die Frontplatte misst 44 cm, das Gerät mit den Tragegriffen 51 cm in der Breite, mit den Gerätefüssen 27 cm in der Höhe, 26 cm in der Tiefe und bringt 20 kg auf die Waage.
Die Frontplatte gliedert sich zur Linken in drei Bereiche: oben der Antenneneingang als SO-239 Buchse, daneben der Erdanschluss. Zwischen den Sicherungen und dem S-Meter findet sich ein Taster, der das Instrument zur Kontrolle der korrekten Anodenspannung umschaltet. In der Mitte unter der individuell gravierten geeichten Trommelskala der Bandbereichsschalter und der Abstimmknopf, in der untersten Reihe der Bedienelemente die Regler zur Beeinflussung der HF- („Empfindlichkeit“) & NF- Verstärkung. Es schliessen sich der Umschalter für die verschiedenen Zeitkonstanten der Nachabschwächung / Deemphasis, die Rauschsperre / Squelch und die Bandbreitenschaltung an, darüber der Kippschalter zur Umschaltung FM und AM.
Die rechte Seite der Frontplatte dominiert der durch ein Drahtgitter geschützte Gerätelautsprecher, darunter finden sich Spannungswahlschalter, Netzschalter und die Eingangsbuchse für die Netzspannung und Zerhackernetzteil. Unter dem Lautsprecher war eine Stationsuhr mit 7 Tagewerk angebracht, diese Uhren (übrigens mit einem mit leicht radioaktiver Farbe markiertem nachtleuchtendem Zifferblatt) wurden oftmals vor der Liquidierung der Geräte entfernt, oft zeugen nur noch drei Schraubenlöcher davon…
Die Geräterückseite ist frei von Anschlüssen oder Bedienelementen, es findet sich unter einem Metalldeckel ein Zubehörfach, im Originalzustand finden sich darin noch verpackte Ersatzröhren und der zum Gerät gehörige hochohmige Kopfhörer.
Die Bedienung ist unproblematisch: Nach Anlegen der Netzspannung (auf die im Fensterchen angezeigte Netzspannung achten) heizt das Röhrengerät innert 1 - 2 Minuten auf.
Zum UKW - Rundfunkempfang soll der Empfindlichkeitsregler auf Maximum „10“ stehen, die automatische Schwundregelung AVC / „Antifading“ ist eingeschaltet, die Rauschsperre auf O. Im Bereich 85 - 122 MHz geht's im UKW - Bereich auf Wellenjagd. Die korrekte Betriebsart ist FM, die Bandbreite 75 kHz, der Deemphasisregler sollte auf 75 μs stehen. FM-Sender senden die hohen Frequenzbereiche mit erhöhtem Pegel (Pre-Emphasis), um den natürlichen Klangeindruck wieder herzustellen, wird im Empfänger diese Höhenanhebung wieder rückgängig gemacht.
Für den Empfang militärischer / kommerzieller Kommunikation in Schmalband-FM kann die Bandbreite auf 75 kHz vermindert und die Deemphasis auf 280 μsec eingestellt werden.
Im Flugfunkbereich 118 - 136 MHz wird Amplitudenmodulation eingesetzt, also auf AM umschalten, um den Wetterbericht von Zürich - Kloten zu hören.
Technisches Prinzip
Vom Antenneneingang gelangt das Signalüber einen Hochpass und nach zwei HF-Verstärkerstufen (ECC84, EF85) auf die Mischstufe (EF80), wo durch Mischung mit dem Oszillatorsignal (ECC81) die erste ZF von 10,7 MHz entsteht. Die im Mischer generierte Zwischenfrequenz von 10,7 MHz durchläuft bei gewählter Bandbreite ± 75 kHz zwei ZF-Verstärkerstufen (EF85, EF85), hier wirken die ZF-Filter ZF I, ZF II¹ und ZF III¹.
Für die schmalen (vor allem im AM-Betrieb genutzten) Bandbreiten von ± 25 kHz und ± 8 kHz wird in der Röhre V5 (EF85), die nun als 2. Mischröhre genutzt wird, mit dem Oszillatorsignal von Osz.2 (9,1 MHz) auf die 2. ZF von 1,6 MHz umgesetzt, hier wirken die ZF-Filter ZF II² und ZF III³, die auf der niedrigeren ZF von 1,6 MHz arbeiten, auf der eine bessere Güte und Filtersteilheit realisiert werden kann.
Die AM-Demodulation erfolgt in der Röhre V11 (EBF80), welche auch für das Röhrenvoltmeter genutzt wird. Für die FM-Demodulation durchläuft das Signal zunächst einen Begrenzer (6BN6, Limiter) und geschieht dann für die ZF von 10,7 und 1,6 MHz separat in je einem Ratio-Detektor, der mit jeweils zwei Dioden OA72 Realisiert ist.
Die Niederfrequenz vom Demodulator wird in einem zweistufigen NF-Verstärker (EF86, EL91) auf eine Ausgangsleistung von 1 Watt am 15 Ohm-Lautsprecher verstärkt, jeweils ein RC-Glied ist für die Deemphasis mit unterschiedlichen Abklingzeiten geschaltet. Die Röhre V11 dient auch als Verstärker für die Rauschsperre (Squelch).
Röhrenbestückung
V1 (ECC84, 1. HF-Vorstufe); V2 (EF85, 2. HF-Vorstufe); V3 (EF80, Mischstufe); V4 (ECC81, 1. Oszillator); V5 (EF85, 1. ZF-Stufe); V6 (EF85, 2. ZF-Stufe); V7 (6BN6, FM-Limiter); V8 (EF86, NF-Vorstufe); V9 (EL91, NF-Endstufe); V10 (EBF80, Rauschsperre); V11 (EBF80, Röhrenvoltmeter); V12 (EF85, 2. Oszillator); D1-D4 (OA72, FM-Demodulation (Diskriminator).
V13, V14 (EZ80, zwei Netzgleichrichter), V13 Stabilisator 150C1.
Entwicklung
Bereits zur Zeit der Entwicklung des E44 arbeitete Autophon an einem Parallelgerät zur Abdeckung des VHF-Bereichs. Aufgrund der Einschätzung, dass der VHF-Bereich nicht zur taktischen militärischen Kommunikation gebraucht werde, blieb es bei der Lieferung einer Kleinserie des VHF-Empfängers E46). Mit dem Einsatz von amerikanischem Surplusmaterial, die U.S.Army hatte im Kriegsverlauf zunehmend auf frequenzmodulierte Geräte im VHF-Band gesetzt, die nach den Jahren des 2. Weltkriegs preisgünstig aus Surplus erstanden werden konnte, wurde auch in der Schweiz die militärische Kommunikation ins VHF-Band verlegt und Überwachungsempfänger für diesen Frequenzbereich wurden dringend benötigt. In einer technische einfacheren und entsprechend preisgünstigeren Ausführung konnte der E-628 als Parallelgerät zum den Kurzwellenbereich abdeckenden E-627 geliefert werden.
Die Zivilversion des VHF-Empfängers E-628 war der E-77, das Gerät war unter anderem bei den PTT als Überwachungsempfänger und teils auch für Ballempfang in Notsituationen bei Ausfall einer Zuspielleitung zu einem UKW-Sender im Einsatz.