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Siemens Funk Empf 66a / E 302
Hergestellt von Siemens & Halske Aktiengesellschaft, Berlin.
Der E66a (E 302) wurde von Siemens vornehmlich zum Einsatz im Seefunk entwickelt: das Allstromgerät konnte auf Dampfern mit Gleichspannungs - Bordnetz wie auch Schiffen und Küstenfunkstationen mit Wechselstromversorgung eingesetzt werden.
Technische Daten
- Frequenzbereich: LW, MW, KW (120 kHz - 27 MHz) + Seenotfrequenz 500 kHz
- Frequenzanzeige: Analoganzeige
- Frequenzspeicher: ohne
- Signalstärkeanzeige: ohne
- Empfindlichkeit: AM (A3) 5 - 20 μV / Selektivität: 0.25; 5.6 kHz, (25 kHz für Seenotfrequenzempfang)
Stromversorgung
- Netzbetrieb: Allstrom 110, 220 V
Dimensionen
- 550 x 350 x 385 mm, Gewicht 25 kg
Zubehör
Bedienung
Der 55 x 35 x 38.5 cm grosse und 25 kg schwere Allwellenempfänger war für den Rackeinbau konzipiert und wurde auch als Tischgerät in einem Stahlblechgehäuse geliefert; Lautsprecher, Skala und alle Bedienelemente auf der Frontplatte sind zu deren Schutz vertieft eingebaut, so dass Schäden verhindert werden, wenn das Gerät einmal nach vorn gekippt wird.
Das Allstromgerät kann mit 110 oder 220 Volt betrieben werden, mit Wechselstrom vom Lichtnetz oder auch von dem auf Dampfern typischerweise vorhandenen Gleichstrom - Bordnetz. Batteriebetrieb war nur mit einem Wechselrichter möglich.
Im oberen Bereich der Frontplatte liegen etwas zurückversetzt der hinter einem kräftigen Metallgitter eingebaute Lautsprecher (unten auch Kopfhöreranschlüsse) und die Frequenskalen. Diese sind als Horizontalskalen ausgeführt, unter den Frequenzmarken konnten auf einem aufgerauhten Streifen Striche zur Markierung wichtiger Betriebsfrequenzen angebracht werden.
Sämtliche Bedienelemente befinden sich ebenfalls zum Schutz vor Beschädigungen zurückversetzt im unteren Frontplattenteil Ganz links liegt neben den Kopfhöreranschlüssen der Netzschalter und darunter der Lautstärkeregler, es folgt der Bandbreichsschalter für die sieben Frequenzbereiche.
Der Abstimmknopf ist mit einer ausklappbaren Kurbel versehen.
Rechts befindet sich der Bandbreitenschalter („schmal“ mit der 250 Hz - Bandbreite und Tonselektion zum CW-Empfang„, „mittel“ zum AM-Empfang von Telephonieaussendungen und „Seenotbetrieb“, Fixfrequenzbetrieb auf der Seenotfrequenz 500 kHz mit breiter Bandbreite. Daneben befindet sich die Regelung „Tonhhöhe“ des BFO / Telegraphieüberlagerers und rechts der Betriebsartenschalter, A1, A2 („tönende“ d.h. modulierte Telegraphie wie im Seefunk üblich, der Empfang war weniger von der zusätzlichen Bedienung des BFO abhängig, was in schwierigen Empfangssituationen einen Einstellschritt einsparte) und A3 (Telephonie), jeweils mit und ohne automatische HF-Verstärkungsregelung (AGC).
Die Bedienung ist unproblematisch, die Antenne wird auf der Rückseite an der versenkten Buchse eingesteckt und die Erde angeschlossen. Das Allstromgerät sollte nur mit einem Trenntransformator betrieben werden, nach Anlegen der Spannung wird das Netz“ eingeschaltet, der Lautstärkeregler in Mittelstellung gebracht und das entsprechende Band am Bandschalter gewählt, für das 49 m - Rundfunkband Bereich „4“. In Bandbreite „mittel“ und in Betriebsart „A3 mit Regelung“ kann man das 49 m - Band nach Signalen absuchen.
Im Seenotbetrieb wird der Empfänger unabhängig von der einestellten Betriebsfrequenz als Geradeausempfänger auf 500 kHz mit einer weiten Bandbreite gestellt, diesen Zustand signalisiert eine rote Kontrollampe. Bei Rückkehr in den Normalbetrieb empfängt das Gerät sofort wieder auf der eingestellten Frequenz. Dank dieser Vorrichtung blieb der Siemens E66a noch bis in die Sechzigerjahre hinein als obligatorischer Empfänger auf der Seenotfrequenz im Einsatz.
Technisches Prinzip
Der Antenneneingang ist mit einer Glimmlampe vor hohen Spannungen geschützt, ein 5000 pF Kondensator leitet Signalspitzen zur Erde ab. Das Antennensignal durchläuft zunächst eine abgestimmte HF-Vorstufe (Röhre 1, UBF11); im „Seenot“-Betrieb wird der Empfänger fix auf die Seenotwelle 500 kHz mit einer Bandbreite von 25 kHz abgestimmt und wirkt ab der 2. Röhre als Geradeausempfänger.
Im Normalbetrieb dient Röhre 2 (UCH11) als Oszillator (Die ZF liegt bei 1086 kHz (um beim Abstimmung nicht die ZF zu überstreichen, wird die ZF im Bereich 5 auf 1185 kHz umgeschaltet) und als Mischstufe. Es folgt ein zweistufiger ZF-Verstärker (Röhren 3, 4, jeweils UBF11).
In der Röhre 5 (UBF11) erfolgt die Diodendemodulation, das entstandene NF-Signal wird in der Röhre 6 (NF-Vor- und Endstufe, UCL11) verstärkt und auf den eingebauten permanent - dynamischen Lautsprecher gegeben. In den Betriebsarten A3 und A1 ohne Regelung dient das Lautstärke - Doppelpotentiometer als gekoppelter HF- und NF-Verstärkungsregler, in den Betriebsarten A1, A2 und A3 „mit Regelung“ wird die HF durch eine AGC-Schaltung automatisch geregelt (in Position A1 und A2 zum Morsezeichenempfang mit längerer AGC-Konstante) und das Lautstärkepoti regelt nur die NF-Verstärkung.
Für den A1/CW-Empfang unmodulierter Telegraphie wird ein Oszillator (zweites System Röhre 5) als BFO geschaltet, in der für CW genutzten Stellung „Bandbreite schmal“ wird ein NF-Filter ± 125 Hz zugeschaltet, mit Hilfe dieser „Tonselektion“ wird die Trennschärfe erhöht. Bei aktiviertem Telegraphieüberlagerer wird die Oszillatorfrequenz mit dem Drehkondensator C111 verstimmt.
Das Gerät kann als Allstromgerät direkt von einem Gleichstromnetz betrieben werden, im Wechselstrombetrieb dient die Röhre 7 (UY11) als Gleichrichter. Vorsicht: Bei diesem Allstromgerät liegt je nach Position des Netzsteckers die Netzspannung auf dem Chassis, am Wechselstromnetz sollte es aus Sicherheitsgründen nur mit einem Trenntransformer betrieben werden. In mein Gerät wurde ein Trenntransformer eingebaut.
Bestückung
Das Gerät ist mit in den Vorkriegsjahren entwickelten Stahlröhren bestückt.
Technische Unterlagen
- Allwellenempfänger Funk Empf 66a, Beschreibung und Bedienung
- Allwellenempfänger Funk Empf 66a, Abgleich und Wartung
Entwicklung
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann Siemens wieder Empfänger für die Seeschifffahrt zu entwickelt, allerdings waren deutschen Firmen aufgrund von Vorschriften der Siegermächte enge Grenzen in der Entwicklung von kommerziell / militärisch nutzbarem Empfangsgerät gesetzt.
Zum Presse-Hell-Empfang brachte Siemens 1946 den Empfänger 61a auf den Markt, der zum Empfang von über das Telephonnetz verbreitete Pressemeldungen bestimmt war, dazu wurde ein Kurzwellen - Vorsatz Funk.Empf.62 entwickelt, dessen Skala bereits Ähnlichkeit mit dem E66 aufweist.
Im E66a griff man auf noch in der Vorkriegszeit entwickelte Stahlröhren zurück, da keine Geräte mit den deutschen Wehrmachtsröhren mehr entwickelt werden durften. Dank den Stahlröhren der U-Serie konnte ein Allwellenempfänger entwickelt werden, der auch auf den Gleichstromnetzen der Dampfer betrieben werden konnte. Das Gerät wurde ab 1948 vertrieben.
1952 brachte Siemens den Empfänger E 301 / E66 auf den Markt, zu diesem Zeitpunkt wurde der ältere E66a auf E 302 umbenannt.
Einen herzlichen Dank an Klaus Utzinger, dem ich mein Gerät verdanke, der die Restauration durchgeführt hat und auch die Geschichte des E 66a vorbildlich aufgearbeitet hat.