Inhaltsverzeichnis

Collins R-390A/URR

Hergestellt von Collins Radio Comp., Cedar Rapids.

Beim R-390A handelt es sich um einen militärischen Kommunikationsempfänger, der als Ablöser des Collins R-388 Mitte der fünfziger Jahre eingeführt wurde. Der ursprüngliche R-390 ist mit Spulenfiltern ausgerüstet, nur die A-Version mit den berühmten mechanischen Filtern. Im Manual wird der Empfänger als „general - purpose receiver for use in both fixed and mobile applications“ bezeichnet: Er ist zum Empfang von CW, AM, FSK und mit Abstrichen auch SSB - Sendungen konzipiert.

Das Gerät wurde nach denselben Plänen nicht nur von Collins, sondern auch von weiteren amerikanischen Elektronikgeräteherstellern (Motorola, Amelco) als Contractors gebaut. Sämtliche Empfänger mussten dieselben Spezifikationen erreichen, die Empfangsleistungen variieren zwischen den Geräten verschiedener Hersteller anscheinend beträchtlich.

Collins R-390A/URR

Technische Daten

Stromversorgung

Dimensionen

Zubehör


Bedienung

Vom R-390 sind zwei Typen zu unterscheiden: Als R-390 wurde das Gerät 1950 - 54 mit Spulenfiltern hergestellt, erst in der ab 1958 produzierten Version R-390A finden sich die schon fast legendären mechanischen Filter, äusserlich unterscheidet sich diese Version neben der Bezeichnung auf der Frontplatte durch den Bandbreitenschalter auf der linken Seite der Frontplatte. Als R-391 wurde der Empfänger mit einer Fernsteuerung zum Empfang von 7 Festfrequenzen gefertigt, als R-392 wurde ein kompakter aufgebauten Empfänger mit ähnlichem Konzept zum mobilen Betrieb mit 24 V - Stromversorgung bezeichnet.

Mit zwei untereinander verbundenen R-390 ist Space diversity - Empfang möglich: hierzu werden zwei Empfänger an zwei einige hundert Meter auseinanderliegenden Standorten an zwei Antennen auf derselben Frequenz betrieben, indem jeweils das stärkere Signal durchgeschaltet wird, kann dem selektiven Fading begegnet werden.

Der Empfänger deckt den Bereich von 500 kHz bis 32 MHz in 1 MHz - Segmenten ab. Die Empfangsfrequenz kann direkt an einem mechanischen Zähler (mechanisch digital), der ähnlich einem Kilometerzähler aufgebaut ist, abgelesen werden. Die MHz - Stellen werden mit dem grossen Drehknopf „Megacycle Change“ vorgewählt, die Kilohertzstellen von 000 - 999 mit dem Knopf „Kilocycle change“ eingestellt, zur Feinablesung sind 200 Hz - Striche vorgesehen, so dass die maximale Ablesegenauigkeit bis 100 Hz beträgt. Bis 8 MHz arbeitet der Empfänger nach dem Dreifachsuperprinzip, darüber als Doppelsuper.

Der R-390 verfügt über einen Twinax - Anschluss zum Anschluss von (symmetrischen) Dipolantennen, dieses Signal wird über einen durch die kHz- / MHz - Knöpfe abgestimmten Vorkreis auf die erste Verstärkerstufe gegeben. Vom zweiten asymmetrischen Antenneneingang, hier ist der Anschluss von Stabantennen mit ihren geringeren Nutzpegeln vorgesehen, gelangt das Signal ohne den Weg über die mitlaufende Vorselektion zu nehmen, direkt auf die erste RF - Amp.stufe, auch das Signal vom internen Eichmarkengeber wird hier eingespeist. Mit einem Antennenrelais wird das anliegende Antennensignal im Standby- / Calibrier- und Break in - Betrieb (zusammen mit einem Sender) von der ersten Verstärkerstufe abgekoppelt.

Beim Betrieb als Dreifachsuper werden die Frequenzen zwischen 0,5 und 8 MHz nach der Verstärkung und Filterung über ebenfalls mit den Frequenzwahlknöpfen synchronisierte Abstimmkreise der ersten Mischstufe zugeführt und liegen nach Zumischen einer 17 MHz Quarzfrequenz als erste ZF zwischen 17,5 und 25 MHz vor. Bei Empfangsfrequenzen über 8 MHz wird dieser Schritt umgangen und das Signal direkt der zweiten Mischstufe zugeführt. Auf dieser Stufe wird ein durch den MHz-Knopf eingestellttes Quarzsignal zugemischt, so dass das Mischprodukt stets zwischen 3 und 2 MHz zu liegen kommt, hier liegt nun die zweite Zwischenfrequenz vor. Diese wird mit dem Signal des VFO des Empfängers gemischt: Über die KHz-Abstimmung wird über zahlreiche Zahnräder, die auch das mechanische Zählwerk betätigen, die Achse des permeabilitätsabgestimmten Frequenzoszillators betätigt. Dessen ausgezeichnete Qualität und linearer Frequenzgang erlaubte es, eine genaue mechanische Frequenzanzeige zu realisieren. Zur Verhinderung einer Frequenzdrift beim Aufwärmen des Röhrengerätes ist der Empfänger mit einer von der Rückseite schaltbaren Beheizung ausgerüstet. Da die VFO - Frequenz von 3.455 - 2.455 variiert werden kann, liegt nach der dritten Mischstufe nun die dritte Zwischenfrequenz von 455 kHz vor. Die Zwischenfrequenz passiert bei den Bandbreiten 0.1 und 1 KHz entsprechende Quarzfilter, bei den anderen Stellungen des Bandbreitenwahlschalters wird das Signal direkt an die erste Zwischenfrequenz - Verstärkerstufe weitergegeben. Danach wird das Signal über eines von vier schaltbaren mechanischen Filtern geleitet. An dieser Stelle finden sich die berühmten mechanischen Filter, von denen vor allem das 2 und 4 KHz - Filter bei schwierigen Interferenzsituationen im Tropenband unschätzbare Dienste leisten. Nach einer weiteren Verstärkung in der 2 - 4. ZF - Verstärkerstufe gelangt das Signal auf die Demodulationsstufe. Der RF - Gainregler beeinflusst die Signalverstärkung der zweiten Stufe direkt. Vom Diodendemodulator wird das NF - Signal zur Limiterstufe weitergeleitet, ebenfalls kann das NF - Signal hier direkt abgegriffen werden. Der BFO speist hier eine Frequenz zwischen 452 - 458 kHz ein, der Regelbereich beträgt also +/- 3 KHz. Damit ist ein SSB - Empfang möglich, in schwierigen Situation muss der RF - Gain vorsichtig manuell eingestellt werden. Nach der Noise - limiter Stufe, dem Störbegrenzer, kann noch ein NF - Filter zugeschaltet werden. Für den CW - Empfang werden dann nur noch Signale um 800 Hz durchgelassen.

Von der vierten ZF - Verstärkerstufe wird das Signal auch der AGC - Regelung zugeführt, die Schwundregelung ist in drei Ansprechgeschwindigkeiten schaltbar, und wird so den Ansprüchen in allen Empfangssituationen gerecht. Der Lautstärkeregler ist mit Local gain bezeichnet, neben dem Kopfhörerausgang auf der Frontplatte verfügt der Empfänger über einen Lautsprecherausgang an der Rückseite. Ein interner Lautsprecher ist nicht vorgesehen, aufgrund der Lautsprecherimpedanz von 600 Ohm ist zum Betrieb eines niederohmigen Lautsprechers ein Anpassungstrafo notwendig. Über einen zweiten Regler Line Gain kann die NF -Spannung zur Versorgung eines Funkfernschreibers, etc, geregelt werden. Der NF - Pegel wird durch ein Instrument links oben auf der Frontplatte angezeigt, dessen Empfindlichkeit noch separat schaltbar ist. Rechts oben findet sich das S - Meter, dieses ist unkonventionell von 0 - 100 dB geeicht, 7,5 uV lassen das S-Meter auf 20 dB, 30 mV auf 100 dB ausschlagen.

Zum Betrieb ist um absolute Frequenzgenauigkeit zu erreichen, beim Wechsel auf ein anderes Mhz- Band zunächst eine Kalibrierung nötig. Der Eichmarkengeber stellt alle 100 KHz ein Eichsignal zur Verfügung. Das Zählwerk wird mittels KHz - Knopf exakt auf die 100 KHz eingestellt, dann mittels Rechtsdrehung des Zero Adj.-Knopfes das Zählwerk vom VFO abgekuppelt. Bei einer Bandbreite von 1 KHz und einschaltetem BFO, Pitch- Kontrolle in 0-Stellung, wird nun auf Zero Beat abgeglichen, das heisst der KHz-Knopf bis zum Tieferwerden und Verschwinden des Pfeiftones gedreht, dabei kann auch das Abfallen des Line level - Meters bis O beobachtet werden. Linksdrehen des Zero Adj.-Knopfes bewirkt, dass das Zählwerk wieder an den VFO ankuppelt wird, jetzt ist die Frequenzanzeige 200 Hz - genau eingestellt. Das Signal des Eichmarkengebers sollte einen Ausschlag des S - Meters auf den tieferen Frequenzen bis 60 dB, auf den höheren bis 35 dB ergeben, nun kann auch die Antenne mittels „Antenna trim“-Regler, oberhalb der Frequenzanzeige gelegen, noch optimal angepasst werden, Abgleich auf Vollausschlag. Das beschriebene Manöver erlaubt auch eine Grobprüfung eines R-390A vor einem beabsichtigten Kauf auf einem Funkflohmarkt, etc.

Zum Empfang wird nun der Hauptschalter in die AGC -Position gebracht. Die Frequenz wird nun mit dem mächtigen MHz und dem kHz - Knopf eingestellt. Im Innern lassen sich die über Zahnräder bewegten Synchronisationsscheiben und Auf/Ab- Bewegungen der Vorkreise beobachten. Gleich faszinierend, mit welchem Mass an Präzision hier die einmalig genaue Vorselektion, der der Empfänger seine Spiegelfrequenzsicherheit und Grosssignalfestigkeit verdankt, erreicht wird, ist für mich auch, wie leichtgängig die KHz - Abstimmung schlussendlich bleibt. An diesem Wunderwerk der Feinmechanik hätte wohl mancher Schweizer Uhrmacher seine Freude. Schon auf dem vereinfachten Schema des mechanischen Abstimmungssystems im Handbuch ist die Anzahl Zahnräder verwirrend. Die gewünschte Frequenz, beispielsweise 6.165 kHz, wird nun auf dem mechanischen Zählwerk eingestellt, ein „Dial Lock“ - Knopf erlaubt eine mechanische Arretierung der Hauptabstimmung. Mit dem Bandwith - Schalter kann das der Empfangssituation entsprechende Filter gewählt werden: In der Stellung 16 Kc ist ein glasklarer Empfang von Sendern möglich, wenn sich auch in weiterer Entfernung keine Nachbarkanalstationen finden, beispielsweise BBC London auf 12095 kHz kommt hier fast in UKW-Qualität herein. Das 8 Kc-Filter setze ich in der Regel für den unkomplizierten AM-Empfang ein, wenn einer der beiden 5 KHz-Nachbarkanäle belegt ist, empfiehlt sich der Wechsel auf das 4 Kc-Filter. Dieses und vor allem das 2 Kc-Filter verleihen dem Empfänger die legendäre Trennschärfe im Tropenbandempfang. Immer wieder begeistert mich die Verständlichkeit und Präsenz auch extrem schwacher Signale. Der fehlende ECSS-Empfang und die ebenfalls nicht verfügbaren Möglichkeiten, den Empfang mittels Passbandtuning und Notchfilter zu verbessern, wird in meinen Augen durch die Filterbestückung wettgemacht, zumal mir persönlich die Verständlichkeit schwacher Signale im ECSS-Betrieb (beispielsweise mit dem NRD-525) in der Regel immer enttäuscht hat. Die Audioqualität entspricht der Röhrentechnik, jegliches hochfrequente Rauschen (durch die PLL-Schaltung und andere Computertechnik in den modernen Empfängern bedingt) fehlt, was das Zuhören bei schwachen Signalen weniger ermüdend macht. Als Ersatz für das Notchfilter, kann beispielsweise ein externes NF-Filter (GD 82) vor den Lautsprecher geschaltet werden, für den CW-Empfang verfügt der R-390 über ein eigenes NF - 800 Hz - Filter.

Im praktischen Einsatz konnte ich meinen R-390 vor allem mit meinem nicht filtermodifizierten NRD-525 vergleichen und die Geräte parallel betreiben, der NRD hing an einer McDymek DA 100 Aktivantenne, der R-390 (vorerst noch) improvisiert an wenigen Metern Draht am asymmetrischen Eingang. Die Signalstärke der Privaten aus den USA abends (WYFR d, WEWN) auf den hohen Bändern waren durchwegs vergleichbar, bei schwachen HCJB-Signalen die Verständlichkeit mit dem R-390 deutlich besser.

Fürs Bandscanning, insbesondere, wenn kein Sprung x999 - x000 KHz vorzunehmen war, setze ich lieber den R-390 ein, für das rasche Vergleichen einiger Parallelfrequenzen eines Programmes zu einem bekannten Zeitpunkt ist der NRD 525 aufgrund seiner Speichermöglichkeiten eindeutig im Vorteil. Zum bewussten „Radiohören“ wird der R-390 eingeschaltet, lediglich zu einem Check, was das 60 - oder 48 mBand zur Zeit bietet, greife ich zum NRD. Und wenn eine Station hereinkommt, und neben dem alleinigen Erhaschen der eindeutigen ID mich das Programm anspricht, so dass ich wirklich zuhören will, dann wird der R-390 angeheizt.

Beim Erwerb eines R-390 ist vor allem darauf zu achten, dass wirklich die A - Version mit den mechanischen Filtern zum Verkauf ansteht. Von den verschiedenen Fertigungsfirmen ist meines Erachtens einem Gerät von Collins der Vorzug zu geben. Selbstverständlich ist ein Gerät, das von seinem Vorbesitzer gut gewartet und allenfalls von jemandem, der sein Handwerk versteht (!) neu abgeglichen worden ist, wertvoller. Vor einem Kauf ist darauf zu achten, das die MHz- und vor allem die KHz- Abstimmung kein Spiel hat, mit dem internen Eichmarkengeber ist die Funktion einfach zu prüfen, die mechanische Anzeige muss wie oben beschrieben mittels der Marken zu eichen sein. Für alle mechanische Arbeiten am Gerät kann man mit drei Werkzeugen auskommen: Ein (Philips) Kreuzschlitzschraubenzieher, ein Schraubenschlüssel und vor allem ein Spezialwerkzeug, ein Bristo No.8 Steckschlüssel, sämtliche Schrauben beispielsweise an den Drehknöpfen werden mit diesem Schlüssel mit dem Profil eines sechsstrahligen Sterns angezogen. Wenn der Vorbesitzer mit einem normalen Kreuzschlitz- Schraubenzieher gewirkt und die empfindlichen Innengewinde verdorben hat, lässt sich nicht einmal mehr die Frontplatte abnehmen…

Technisches Prinzip

Bestückung

Das Gerät ist röhrenbestückt.

Technische Unterlagen

Entwicklung

Weitere Informationen